Trauer: Eine ganz normale Reaktion auf einen Verlust oder einen Abschied 

15.06.2023

Trauer beeinflusst uns physisch, mental und emotional. Trauer ist eine normale Reaktion auf Verlust und Abschied. Auch wenn wir es "mental verstehen", bleibt der Umgang mit Trauer schwierig.

Wir nehmen viele Dinge für selbstverständlich, bis sie nicht mehr da sind. Noch dazu sind viele von uns in Kulturen aufgewachsen, in denen die Trauer nicht offen gezeigt wird. Wir fühlen uns hilflos, ratlos, überwältigt, unvorbereitet und wissen überhaupt nicht wie wir es schaffen können.

Trauer berührt alle Bereiche unseres Menschseins – körperlich, geistig, spirituell und emotional. Es ist eine natürliche Reaktion auf Verlust, auch wenn wir das rational verstehen können, gestaltet sich der Umgang mit Trauer oft als herausfordernd. 


Trauer fühlt sich für verschiedene Menschen unterschiedlich an. Und je nachdem, was passiert ist, kann sich die Trauer unterschiedlich anfühlen. Vielleicht hat man gewusst, dass die Person sterben würde oder man konnte das Geschehen schon vorher ahnen und hatten dadurch  Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, bevor es passierte.


Jeder trauert anders. Viele Faktoren spielen eine wichtige Rolle, zum Beispiel ; wer man als Person ist, wie alt man ist, wie man aufgewachsen ist, was man früher im Leben durchgemacht haben, wie das Umfeld in dem man leben Traurigkeit zeigt und welche Unterstützung man von den Mitmenschen erhalten. All das ist wichtig zu verstehen und akzeptieren.


Viele von uns leben, als wären die Menschen und die Sachen, an denen wir lieben und schätzen, für immer da. Leider geschieht das auslösende Ereignis für das Trauma meistens unerwartet. Man wird mit der traumatischen Tatsache konfrontiert und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Noch dazu sind viele von uns in Kulturen aufgewachsen, in denen die Trauer nicht offen Anerkannt wird. Wenn wir mit dem Schmerz und dem Schock eines Verlustes konfrontiert sind, fühlen wir uns hilflos, orientierungslos, überwältigt und unvorbereitet. Wir wissen nicht, wie wir Linderung finden können.


Von trauernden hört man häufig: "Ich fühle mich, als würde ich verrückt !"  Einige betrachten den Trauerprozess als Krankheit und nicht als eigenständigen Teil des Lebens, der nach Ausdruck sucht und ein Ventil benötigt. Das Weinen erlaubt es dem Körper, seine Balance wiederzuerlangen, indem es Stresshormone freisetzt und zumindest einen Teil des physischen Schmerzes lindert, den wir durch die Trauer empfinden.


Was passiert im Körper während der Trauer? Trauer aktiviert die gleichen Systeme im Körper wie Stress. Es kann sich auf die Funktionen und  Verhaltensmuster im Körper Auswirkungen haben. Ein hoher Stresshormonspiegel im Körper beeinträchtigt auch das Immunsystem. Dies kann dazu führen, dass die Betroffene besonders anfällig für Infektionen sind.


Jeder Mensch durchlebt die Trauer auf seine ganz eigene Art und Weise. Ein breites Spektrum an emotionalen und körperlichen Symptomen erfasst uns, alles von Aufgeregtheit und Angst bis hin zu Lethargie und Depression, von Körperschmerzen und Muskelverspannungen bis hin zu Schlaf- und Essstörungen. Was all diese Symptome gemeinsam haben, ist, dass das Gehirn im Trauerprozess eine große Rolle spielt. Aktuelle Forschung beschäftigt sich unter anderem mit wie das Gehirn unser emotionales Erleben beeinflusst. 


Yoga ist eines von vielen Hilfsmitteln, das den Betroffenen helfen kann, mit ihrer Trauer umzugehen. Wenn die Trauer jedoch einen komplizierten Verlauf nimmt, über einen längeren Zeitraum ungesunde Verhaltensweisen hervorruft und den Trauernden stark einschränkt, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.



Bist du daran interessiert zu erfahren, wie du durch einfache Yogaübungen einen liebevollen Umgang mit deiner Trauer entwickeln kannst? Bitte hinterlasse mir eine Nachricht mit deinen Kontaktdaten, und ich werde mich bei dir melden, sobald der Yogakurs startet. Mehr Informationen findest du unter Yoga bei Abschied. 



Trauer in vier Phasen

Trauer kann man meist in vier Phasen unterteilen.

In der ersten Phase, wenn man von der schlechten Nachricht erfährt, will man es nicht wahr haben. Man will es leugnen. Man befindet sich in einem Schockzustand.

Diese Phase hält oft nur eine kurze Zeit an. Schlaf- und Esstörungen, Herzrasen, Schuldgefühle und andere körperliche Unwohlsein können auftreten.


In der zweiten Phase wird man überrollt von Wut, Zorn, Einsamkeit, Verlustschmerz, Hilflosigkeit, Sehnsucht, mangelnde Zukunftsperspektive und mehr.

Unzählige Fragen und Schuldzuweisungen schwirren durch den Kopf. Die Schuldzuweisungen können sich soweit manifestieren, dass sie zu Depressionen oder sogar Suizidgedanken führen können. Die Wut richtet sich meist gegen Dritte. Es ist wichtig, diese Gefühle in der zweiten Phase zuzulassen und sich gegebenenfalls Hilfe zu suchen, um in die dritte Phase zu gelangen.


In Phase drei geht es um das Loslassen. Der Verlust wird akzeptiert, die betroffene Person setzt sich mit den Erinnerungen auseinander, um Abschied zu nehmen und die Verbindung noch einmal intensiv zu spüren. Idealerweise hat man sich in der dritten Phase mit dem Verlust, mit dem Abschied abgefunden.


Die letzte Phase führt zur Akzeptanz. Die eigene Beziehung zur Welt, zum Leben und anderen Menschen wird wieder aktiv gestaltet. Die Realität kehrt zurück. Dem Trauernden ist bewusst, dass Verluste zum Leben dazugehören und startet eine Art Neuanfang.


Yoga und Meditation können beim Umgang mit Trauer unterstützen, indem sie einen Raum schaffen, um sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen und das Gedankenkarussell für einen Moment zur Ruhe zu bringen.

Trauer ist ein natürlicher Prozess, der uns mit der Vergänglichkeit des Lebens konfrontiert. Es ist wichtig, diesen Prozess zuzulassen und sich aktiv mit der Trauer auseinanderzusetzen. Yoga und Meditation bieten dabei hilfreiche Werkzeuge, um sich selbst zu finden und einen Zustand des inneren Gleichgewichts zu erreichen.

Unabhängig vom gewählten Yogastil stehen Achtsamkeit und die Verbindung zum eigenen Selbst im Vordergrund. Durch das Üben verschiedener Asanas (Yogapositionen) kann man für eine gewisse Zeit den Fokus auf etwas anderes lenken und den Körper bewusst wahrnehmen.

Durch regelmäßiges Üben des Yoga kann man wieder Stabilität und Struktur im Leben finden. Das Atmen fällt leichter und man entwickelt eine größere Körperwahrnehmung. Die Trauer wird nicht verdrängt oder vergessen, sondern man kann sie aus einer anderen Perspektive betrachten. Man lernt, damit umzugehen und ein neues Leben mit der Trauer zu beginnen, ohne von ihr überwältigt zu werden. Es ist wichtig, die Trauer zuzulassen, aber gleichzeitig nach vorne zu schauen und neue Perspektiven zu entwickeln.


Wie du durch einfache Übungen Verlust und Trauer bewältigen und dir selbst helfen kannst - mit dem Wahrnehmung deines Atems.

  1. Suche dir einen Ort, an dem du dich wohl fühlst und der wenig Ablenkung bietet, wie zum Beispiel Handy, spielende Kinder, Familienmitglieder, Radio oder andere störende Geräusche.
  2. Finde eine bequeme aufrechte Sitzposition. Lasse deine Schultern entspannt nach unten hängen und strecke deine Kopfkrone zur Decke, als ob du die Decke berühren möchtest.
  3. Du kannst dich auf einem Stuhl oder im Schneidersitz auf einem Kissen auf dem Boden setzen.
  4. Nachdem du deine Sitzposition gefunden hast, schließe die Augen und fokussiere dich auf deine Innenwelt. Nimm ein paar natürliche Atemzüge, ohne darüber nachzudenken, wie du atmest.
  5. Versuche bewusst im Raum, in dem du dich befindest, anzukommen. Hörst du Geräusche? Spürst du deinen Sitz? Kannst du deine Kleidung auf deinem Körper spüren? Wenn dein Sitz unbequem ist, ändere die Position.
  6. Lege eine Hand auf deinen unteren Bauch.
  7. Wo kannst du deinen Atem spüren? Spürst du die Bewegung deines Bauches durch den Atem? Bleibe für ein paar Minuten sitzen und folge der Bewegung deines Bauches und deiner Atemzüge.
  8. Versuche dich selbst wahrzunehmen und jedem Atemzug von Anfang bis Ende zu folgen. Wenn deine Gedanken dich vom bewussten Spüren deines Atems ablenken, kehre mit deinem Bewusstsein zu deinen Atemzügen zurück. Du kannst gerne jeden Atemzug zählen. Zähle von eins bis zehn. Einatmen, ausatmen eins. Einatmen, ausatmen zwei u.s.w. Wenn du dich verzählst, ist das kein Problem. Beginne dann einfach wieder von eins zu zählen.


Indem du dich auf deinen Atem konzentrierst und deine Aufmerksamkeit auf deine Körperempfindungen lenkst, kannst du dir selbst helfen, dich zu zentrieren und im Moment präsent zu sein. Diese einfache Meditation kann dir helfen, eine bewusste Verbindung zu deinem Körper herzustellen und all deine Gedanken zu beruhigen.